Landeck is back

KEM-Managerin im Portrait. Der Bezirk Landeck war eine der ersten österreichischen Klima- und Energie-Modellregionen. 2014, kurz vor Ende der Umsetzungsphase, sprang Elisabeth Steinlechner als KEM-Managerin ein. Nun, sieben Jahre später, geht sie mit 30 Gemeinden in die Weiterführungsphase.

„Eigentlich gab es keine Pause“, meint Elisabeth Steinlechner. „Auch nach dem Auslaufen der KEM-Umsetzungsphase wurden in der Region über die Programme LEADER und Interreg zahlreiche Klimaschutzprojekte umgesetzt.“ An mehr als 50 davon war die Unternehmensberaterin mit Schwerpunkt Energie im Auftrag von Regio L, dem Regionalmanagement für den Bezirk Landeck, auch selbst beteiligt. In acht Gemeinden wurde die Straßenbeleuchtung auf LED umgestellt, mehr als 40 betriebliche Photovoltaikanlagen – teilweise in Kombination mit Batteriespeichern – konnten umgesetzt werden.

Fundament geschaffen. „Zwischen 2010 und 2014 ging es vor allem um das Schaffen von Grundlagen. Dazu wurden mehrere Studien durchgeführt, von denen wir noch heute profitieren“, so Steinlechner. Die Solarpotenzial-Studie schuf die Basis für den Solarkataster Tirol – ein praktisches Tool für die Planung von Photovoltaikanlagen. Der Ressourcenplan zeigte auf, dass es aufgrund der topographischen Lage kaum weiteres Potenzial für Biomasseanlagen gibt. Dank der reichlich vorhandenen Wasserkraft wird daher die Wärmepumpentechnologie eine wichtige Rolle spielen. Auf Basis der Trinkwasserkraft-Studie setzte die Gemeinde Pfunds 2018 eine Anlage um, die jährlich rund 1,5 GWh Strom liefert. Weitere Projekte sind in Ausarbeitung.

Im Rahmen der „Clean Alpine Region Kaunergrat” (CLAR) werden bis 2022 sieben Klimaschutzmaßnahmen umgesetzt. Im Jahr 2018 entstand die Klimawandel-AnpassungsmodellregionKLAR! Kaunergrat. Eine zweite Region aus dem Bezirk hat sich als KLAR! beworben, eine weitere hat das vor. „In der Zwischenzeit ist das Bewusstsein in Sachen Klimaschutz stark gestiegen – heute muss man mit den BürgermeisterInnen nicht mehr Grundsatzdiskussionen führen. Daher ist es nun Zeit, mit der KEM wieder eine gemeinsame Klammer über den Bezirk zu spannen“, erklärt Steinlechner.

Wirtschaft als Klimaschutzmotor. Für die nächsten zwei Jahre hat sich Steinlechner zwölf KEM-Maßnahmen vorgenommen. Eine ihrer wichtigsten Zielgruppen ist die Wirtschaft – und hier zwischen St. Anton und dem Kaunertal, zwischen Galtür und Zams* – naturgemäß die Tourismusbranche. „Wir möchten Workshops und Rundum-sorglos-Pakete anbieten, zum Beispiel zu den Themen ‚Raus aus dem Öl‘ und Photovoltaik“, so Steinlechner. Außerdem möchte die KEM-Managerin den Betrieben der Region neue nachhaltige Geschäftsfelder wie den Holzbau und den E-Fahrzeug-Handel schmackhaft machen und eine Wärmepumpen-Qualifizierungsoffensive starten.

Eine Arbeitsgruppe wird sich mit dem Thema Power-to-Gas aus Wasserkraftstrom beschäftigen. In der Bezirkshauptstadt wird nach Wegen gesucht, wie die Abwärme der Donau Chemie Landeck genutzt werden kann. Eine Potenzialstudie ergab, dass damit bis zu einem Drittel des Wärmebedarfs der Stadt gedeckt werden könnte.

Mobilitätsprojekte. Auch für die Gemeinden schnürt Steinlechner Sorglos-Pakete, zum Beispiel zum Thema E-Carsharing. Geplant ist eine Sharing-Region, die von mindestens sechs benachbarten Gemeinden getragen wird. Die Gemeinde Prutz hat dazu schon einen Gemeinderatsbeschluss gefasst. Auch den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs möchte die KEM-Managerin vorantreiben. Um die KEM-Projekte auch in der breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen, strebt Steinlechner eine Kooperation mit dem lokalen Fernsehsender Landeck TV an.

Reiche Erfahrung. Elisabeth Steinlechner schloss eine HAK mit EDV-Schwerpunkt ab und studierte Romanistik in Wien, Innsbruck und Madrid. Doch statt eine Diplomarbeit über lateinamerikanische Literatur zu schreiben, vertiefte sie sich lieber in ihre Arbeit bei mehreren E.ON-Tochtergesellschaften, die sie bereits in ihren Ferien aufgenommen hatte. Nach ihrer Rückkehr nach Tirol gründete sie 2009 gemeinsam mit ihrem Partner Jürgen Neubarth die e3 consult GmbH in Innsbruck und betreute zahlreiche regionale Energieprojekte. Seit 2013  ist Steinlechner Vorstandsmitglied bei Energie Tirol.

Steinlechner und Neubarth wohnen, wenn sie nicht gerade in Innsbruck sind, in Steinlechners Heimatort Landeck, haben eine neunjährige Tochter und einen sechsjährigen Sohn. Viele ihrer Wege – auch den zum Skibus – legen sie mit dem Fahrrad und einem E-Lastenbike zurück. Ihre Freizeit verbringt Steinlechner am liebsten auf den Bergen oder in Kinos, Theater- und Konzertsälen. Und natürlich schmökert sie auch gerne in guten Büchern aus Lateinamerika.

 

* Die KEM Landeck umfasst folgende Gemeinden: Faggen, Fendels, Fiss, Fließ, Flirsch, Galtür, Grins, Ischgl, Kappl, Kaunerberg, Kaunertal, Kauns, Ladis, Landeck, Nauders, Pettneu am Arlberg, Pfunds, Pians, Prutz, Ried im Oberinntal, Schönwies, See, Serfaus, Spiss, St. Anton am Arlberg, Stanz bei Landeck, Strengen, Tobadill, Tösens und Zams.

 

 

Originalartikel: www.klimaundenergiemodellregionen.at/service/newsletter/newsletter-042021/landeck-is-back/

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