Im Jahre 1983 wurde das Jugendfördergesetz vom Südtiroler Landtag genehmigt. Seit dieser Zeit ist die Jugendarbeit ein eigenständiger Bereich des gesamten Erziehungs- und Bildungswesens. Seit dieser Zeit gibt es in den Dörfern und Städten offene, selbstverwaltete Jugendräume, Jugendtreffs und Jugendzentren mit hauptberuflichen pädagogischen Mitarbeiter:innen. Im Vinschgau werden außerdem zwei Pilotprojekte durchgeführt: die Mobile Jugendarbeit Vinschgau und das Label „Junges Dorf“.
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Mobile Jugendarbeit sucht Kontakt zu Jugendlichen im öffentlichen und virtuellen Raum
Das Projekt „Mobile Jugendarbeit“ sucht junge Menschen da auf, wo sie ihre Freizeit verbringen. Im öffentlichen Raum, auf Straßen und Plätzen, in Freizeitanlagen, auf Bahnhöfen und bei öffentlichen Veranstaltungen. Aber auch im halb-öffentlichen Raum, in Bars, Jugendräumen, Schulen und öffentlichen Verkehrsmitteln. Der virtuelle Raum, die sozialen Netzwerke, sind für Jugendliche neben den angeeigneten öffentlichen, halböffentlichen und privaten Plätzen ein wichtiger Sozialisationsraum. Über Facebook, Instagram oder WhatsApp nehmen die mobilen Jugendarbeiter:innen Kontakt mit den Jugendlichen zwischen 13 und 25 Jahren auf. Andrea Innerhofer hat langjährige Erfahrung im Umgang mit Kindern und Jugendlichen. Mit einem Camper, dem „Cämpi“ fährt sie nach einem genauen Wochenplan die verschiedenen Orte und Plätze zwischen den Gemeinden Graun und Kastelbell/Tschars ab, sucht das Gespräch mit Jugendlichen, ohne sich aufzudrängen, gibt Informationen, begleitet einzelne Jugendliche oder ganze Gruppen, entwickelt mit verschiedenen Gruppen Projekte auf Ortsebene, die dann gemeinsam mit den Jugendlichen umgesetzt werden. Das Projekt gibt es seit November 2019, Andrea Innerhofer macht die Arbeit seit Jänner dieses Jahres. Am Nachmittag und Abend von Dienstag bis Samstag ist sie unterwegs, begleitet Jugendliche und ist für sie da. Die Projektidee gibt es seit 10 Jahren. In Landeck gibt es diese Einrichtung schon länger. In den Städten Bozen und Meran arbeiten Streetworker, um problembelastete Zielgruppen zu unterstützen bzw. aus ihrer Situation herauszuholen. Die Mobile Jugendarbeit ist ein Interreg-Projekt für den ländlichen Raum, um alle Jugendlichen zu begleiten, zu fördern und zu unterstützen. Es wird im öffentlichen Raum potential- statt problemorientiert gearbeitet, meint Innerhofer. Der Camper ist für Andrea Dienstauto, Anlaufstelle und Büro. Im Camper führt sie eine Gitarre mit, um mit den Jugendlichen zu spielen und Musik zu machen. In nächster Zukunft will sie mit Jugendlichen den Camper jugendgerecht gestalten, damit ihr Dienstauto als Anlauf- und Begegnungsstätte noch mehr auffällt und zum Reden einlädt. In Schlanders plant sie mit Jugendlichen eine Basketballmannschaft zu gründen, in Prad in der Sportzone ein Streetballfeld einzuzeichnen. Die Arbeit ist abwechslungsreich und voller Überraschungen, aber auch spannend und erfüllend, meint Innerhofer. Ideal wäre es, die Arbeit zu zweit zu machen. Eine zweite Stelle ist ausgeschrieben. Längerfristig geplant sind insgesamt sechs Stellen, damit jeweils drei Gruppen öffentliche und halböffentliche Plätze im Vinschgau aufsuchen und so mit Jugendlichen ins Gespräch kommen und sie ein Stück auf ihrem Lebensweg begleiten und einige Projekte zusammen planen und durchführen können. Das Interreg-Projekt in der Terra Raetica (Italien-Österreich) läuft 2022 aus. Andrea Innerhofer hofft, dass aus dem Projekt dann eine fixe Einrichtung wird. Tobias Stecher und Michael Kneissl sind überzeugt, dass die Mobile Jugendarbeit ein notwendiges zusätzliches Standbein zur bestehenden Jugendarbeit ist. Sie bietet den jungen Menschen den für sie notwendigen Raum und bereichert das Dorfleben.
von Heinrich Zoderer (Quelle derVinschgerWind vom 09.09.2021)